Online-Hetze gegen Juden: Judas-Watch ist wieder da

Die antisemitische Website „Judas-Watch” ist wieder online. Im Januar wurde die Website in Deutschland von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdenden Medien indiziert. „Judas-Watch” hat in der Vergangenheit etliche Namen von Personen und Organisationen veröffentlicht, die nach ihren Angaben „Verräter an der weißen Rasse” sind oder “den jüdischen Einfluss stärken”. Menschen mit jüdischem Glauben werden mit einem digitalen Judenstern versehen. Auf der rechtsextremen Seite stehen vor allem Politiker*innen, Journalist*innen und Organisationen, die sich gegen Rassismus und Antisemitismus stark machen. Neben dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland Dr. Josef Schuster, dem Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, Oskar Deutsch, und vielen weiteren steht auch der Präsident der European Union of Jewish Students Bini Guttmann auf der Liste. Für ihn eine Belastung: „Wenn Neo-Nazis im verborgenen Listen erstellen, dann ist das leider nichts Neues. Wenn sie für alle öffentlich zugänglich ist, dann haben wir ein Problem.”

Nach den rechtsextremen Morden auf den Kassler Regierungspräsidenten Walter Lübcke, die Synagoge in Halle und vergangene Woche in Hanau, hält die European Union of Jewish Students es für möglich, dass „Judas-Watch” Anreize für Rechtsextreme bietet. Dazu sagt der deutsche Vize-Präsident Ruben Gerczikow: „Judas-Watch erleichtert die Suche nach sogenannten Soft-Targets. Personen und Organisationen werden digital zum Abschuss frei gegeben. Rechtsextreme Täter können sich ihre Ziele schnell aussuchen.”

Die European Union of Jewish Students sieht Deutschland und die Europäische Union in der Verantwortung zu handeln. „Es sind nicht nur Personen und Organisationen aus Deutschland und Österreich gelistet, sondern aus ganz Europa. Viele davon leben ohne Personenschutz. Wir müssen mit allen rechtlichen Mitteln dagegen vorgehen”, so Guttmann.